Zudem ordnet Hamann den aktuellen Hype um Bayern-Supertalent Lennart Karl ein und spricht über die schwierige Situation von Xabi Alonso bei Real Madrid.
Der BVB ist einfach nicht besser
Bodö/Glimt ist eine unangenehm zu bespielende Mannschaft. Nichtsdestotrotz, wenn du zweimal in Führung gehst, sollte man davon ausgehen, das Spiel zu gewinnen (Zum Spielbericht). Der BVB hat eine Riesenchance verpasst, sich in der Champions League in Position zu bringen, um dort am Ende unter die ersten Acht zu kommen (Zur CL-Tabelle). Das werden sie durch das Remis jetzt wahrscheinlich nicht mehr schaffen.
Die Dortmunder arbeiten Fußball. Ihnen fehlen die spielerischen Möglichkeiten gegen Mannschaften, die hinten drinstehen. In der Offensive fehlen ihnen die Alternativen, um Situationen spielerisch zu lösen. Vorne haben sie mit Adeyemi, Brandt, Beier, Silva und Guirassy fünf Spieler für drei Positionen.
Silva war länger verletzt, Beier ist weit unter den Erwartungen und Guirassy hat etwas Ladehemmungen. Der einzige konstante Spieler ist Adeyemi, Brandt ist oft von der Bank gekommen. Duranville ist zwar wieder fit, will aber weg im Winter und spielt keine Rolle. Nach vorne hat der BVB ganz klar zu wenige Optionen.
Auf den Außenbahnen hat Dortmund mit Svensson, Ryerson oder auch Bensebaini Arbeiter, da fehlen einfach die spielerischen Möglichkeiten. Die beiden Sommer-Rekordtransfers Bellingham und Silva haben bislang wenig zum BVB-Erfolg beigetragen. Dortmund spielt daher fast mit der Mannschaft aus der Vorsaison. Deswegen bin ich nicht so überrascht, was da passiert.
Der BVB zeigt das, was er im Moment kann - vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Es ist eine gefährliche Situation, wenn du das Gefühl hast, dass die Mannschaft unterperformt. Für mich spielt der BVB am Limit oder überperformt. Für mich ist die Mannschaft einfach nicht besser.
Schlotterbecks Worte sind grenzwertig
Die deutlichen Worte von Nico Schlotterbeck, dass er die Einwechselspieler so kritisiert, das steht einem Spieler nicht zu. Wir wollen zwar, dass Spieler immer Klartext sprechen, aber diese Wortwahl ist grenzwertig. Du musst aufpassen, dass die Mannschaft nicht auseinanderdividiert wird durch solche Aussagen.
Die Spieler, die ins Spiel reingekommen sind, hat er durch seine Aussagen mehr oder weniger persönlich angegriffen. Da muss man immer vorsichtig sein. Auf der anderen Seite zeigen seine Worte aber, wie viel ihm am Erfolg der Dortmunder liegt. Was er gesagt hat, da kann man ihm aber wenig widersprechen. Insbesondere bei der Qualitätsfrage stimme ich mit ihm überein.
Intern wird Niko Kovac die Kritik von Schlotterbeck oder auch die deutlichen Worte von Julian Brandt nach dem Hoffenheim-Spiel sicherlich ansprechen. Das muss er sogar, das kann er nicht einfach so stehen lassen. Dann wäre es aber auch mal an der Zeit, dass Kovac die Mannschaft zusammentrommelt und sich die Spieler untereinander die Meinung sagen.
Es geht ja darum, dass die Spieler untereinander ehrlich miteinander sind. Das wäre auch hilfreich in dieser Phase, in der man aus dem Pokal geflogen ist und eine super Ausgangsposition in der Champions League leichtfertig verspielt hat. Die Spieler sollten sich intern einmal richtig die Meinung sagen und dann nach vorne gucken.
Karl stellt alle Bayern-Stars in den Schatten
Beim FC Bayern München läuft es sportlich rund, aktuell dreht sich dort alles um Lennart Karl. Vincent Kompany wird die richtigen Worte finden und die richtigen Maßnahmen ergreifen, dass der Junge nicht abhebt. Diesen Karl-Hype kannst du jetzt nicht aufhalten.
Er ist aktuell der Spieler, der aus diesem Starensemble mit Kane, Olise, Gnabry und Co. heraussticht, er ist der auffälligste Spieler. Karl war in den vergangenen Wochen der beste Spieler der Bayern-Offensive. Das ist schon außergewöhnlich in dem Alter.
Grundsätzlich ist das für einen Trainer natürlich immer gut, wenn er so viele gute personelle Optionen hat. Das, was der Kovac in Dortmund nicht hat, hat der Kompany in München wahrscheinlich etwas zu viel. Wenn alle fit sind, muss man mal schauen, ob es dann ein Luxusproblem gibt.
Karl ist aktuell der Spieler, den du als Trainer nicht rausnehmen kannst. Er stellt alle anderen im Moment in den Schatten. Er ist natürlich aber auch erst 17, hat zuletzt viele Spiele gemacht. Da kann es immer sein, dass er mal in ein kleines Loch fällt. Das wird Kompany alles im Auge haben. Aber im Moment ist Karl absolut gesetzt.
Real Madrid ist das Problem, nicht Xabi Alonso
Nicht so rosig sieht die Situation in Madrid um Xabi Alonso aus. Wenn man die spanische Presse liest, geht das nicht mehr lange so weiter. Real hat in der Liga vier Spiele gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld oder dem unteren Tabellendrittel nicht gewonnen. Die Frage ist, ob diese Mannschaft überhaupt trainierbar ist.
Es sind offensichtlich viele Dinge eingerissen unter Carlo Ancelotti, der einen anderen Ansatz hatte. Aber die Disziplin und der Respekt sind Grundvoraussetzungen für einen Teamsport und für den Erfolg. Alonso hat versucht, genau da wieder mehr Wert draufzulegen. Die Spieler scheinen das nicht zu wollen.
Ein Wendepunkt bei Real Madrid war dieser Boykott beim Ballon d'Or, als Vinicius Junior nicht gewonnen hat. Da hat man dem Spieler das Gefühl gegeben, dass er der Verein ist. Das hat er auch wieder vor wenigen Wochen gegen Barcelona gezeigt, als er ausgewechselt wurde und sich wahnsinnig aufgeführt hat.
Damit hat er die Autorität des Trainers untergraben. Es gab vom Verein her keine Sanktionen. Und damit war der Trainer ausgeliefert. Es ist schwer für Alonso, die Spieler überhaupt noch zu erreichen. Deswegen ist es wenig überraschend, was da jetzt in Madrid passiert. Da müssten einige Spieler weg.
Der Umbruch ist sicherlich auch die Idee von Alonso, aber die Zeit wird er vermutlich nicht mehr kriegen. Wenn man sich vorstellt, was er in Leverkusen gemacht hat: Bayern wollte ihn, in Liverpool war er im Gespräch. Alonso war die heißeste Aktie im Weltfußball. Und jetzt, nach fünf Monaten in Madrid, ist es schon fast vorbei. Das Problem sind der Verein, die Mannschaft und die Spieler, nicht der Trainer.
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