Ex-Bayern-Star auf der Suche nach der Wucht
03.01.2024 | 18:41 Uhr
Mit 26 Jahren hat Renato Sanches schon viele Aufs und Abs durchlebt. Nun könnte für den einstigen Bayern-Flop die nächste Ernüchterung in seiner turbulenten Karriere folgen. Der Golden Boy von 2016 steht am Scheideweg.
Er war ein sehr großes Versprechen. Carlo Ancelotti sagte einst als Trainer des FC Bayern: "Ich habe nicht viele Mittelfeldspieler mit dieser Power gesehen. Aber diese Wucht müssen wir in die richtige Bahn lenken." Sieben Jahre später scheint Renato Sanches wieder einmal vom Weg abgekommen zu sein.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge steht die Trennung zwischen dem einstigen Supertalent und der AS Rom bevor - nach nur einem halben Jahr.
Der Portugiese ist aktuell von Paris Saint-Germain an die Roma ausgeliehen. Und eigentlich ist bei diesem Deal eine Kaufpflicht von kolportierten elf Millionen Euro verankert. Doch diese Summe wollen die Verantwortlichen des Serie-A-Klubs keinesfalls zahlen.
Am liebsten würden sie den mittlerweile 26-Jährigen jetzt im Winter wieder an PSG zurückgeben. Auch Sanches selbst will wohl weg. Paris wäre anscheinend nicht abgeneigt, wenn ein neuer aufnehmender Klub bereitsteht. Angeblich soll Galatasaray Interesse haben. Es wäre ein weiterer Knick in der einst verheißungsvoll gestarteten Karriere des Renato Sanches.
Sein Stern ging in der Saison 2015/16 auf, als er sich im zarten Alter von 18 Jahren bei Benfica zum Stammspieler und Leistungsträger katapultierte. Seine Wucht war nicht zu übersehen. Der junge Mann mit den markanten Rastazöpfen lief alles in Grund und Boden, überrollte förmlich seine Gegenspieler.
Er hatte entscheidenden Anteil am Gewinn der portugiesischen Meisterschaft. Zur Belohnung folgte im Sommer 2016 die Teilnahme an der EM in Frankreich - und Sanches krönte sich mit Portugal zum Europameister.
Es schien so, als ob das Mittelfeldjuwel bereits in jungen Jahren viel Verantwortung übernehmen und unter Druck auch noch hervorragende Leistungen abrufen könnte. Das wollte sich der FC Bayern nicht entgehen lassen und bekam nach der EM für 35 Millionen Euro den Zuschlag.
Sanches sollte für viele Jahre ein Fixpunkt im Münchner Spiel werden. Doch es kam alles anders. Neues Land, fremde Sprache, ungewohntes Klima - es gab merkliche Anpassungsschwierigkeiten. Die Leistungen in Bundesliga und Co. waren weniger berauschend. Die Wucht blitzte nur sehr selten auf.
Auch die Leihe in der Saison 2017/18 beim damaligen Premier-League-Klub Swansea City verlief enttäuschend. Sanches war ein Schatten seiner selbst. "Als ich allein dorthin ging, war ich 18 Jahre alt. Ich dachte, ich sei bereit, mich dieser Herausforderung zu stellen. Aber jetzt weiß ich, dass ich es nicht war", blickte Sanches 2022 in einem Interview mit dem französischen Magazin Views auf seine Zeit bei den Bayern zurück.
Im Sommer 2019 beendete der deutsche Rekordmeister das Missverständnis. Immerhin kassierten die Münchner noch 20 Millionen Euro. Bei Lille OSC blühte der Rechtsfuß aber wieder auf - zeigte, warum er 2016 zum Golden Boy (bester Spieler Europas unter 21 Jahren, Anm. d. Red.) gewählt wurde.
Die Meisterschaft 2020/21 in der Ligue 1 war auch sein Verdienst. Dynamisch, zweikampfstark, ein Bulldozer als Box-to-Box-Spieler. Da war die Wucht wieder.
Paris war beeindruckt, lotste den Mittelfeldmotor in die französische Hauptstadt. Doch im Starensemble um Kylian Mbappe, Lionel Messi und Neymar ging Sanches unter. Hinzu kamen immer wieder Blessuren, die sich schon zu Lille-Zeiten häuften.
Und auch jetzt in Rom fehlt er immer wieder verletzungsbedingt. Deshalb kommt Sanches in der aktuellen Saison auf gerade einmal fünf Ligaeinsätze und vier Spiele in der Europa League.
Genauso wie PSG es war, ist jetzt auch Roma-Trainer Jose Mourinho alles andere als zufrieden mit den Leistungen und dem Engagement des 32-fachen Nationalspielers. Mitte Dezember hatte Mourinho Sanches gegen den FC Bologna zur Pause ins Spiel gebracht, um ihn nach nur 18 Minuten (!) wieder vom Feld zu nehmen. Die Höchststrafe für einen Fußballer!
Kann sich Sanches aus dieser Abwärtsspirale noch hinausmanövrieren oder ist er in einer Sackgasse gelandet? Bei PSG steht das einstige Juwel noch bis Sommer 2027 unter Vertrag. In den Zukunftsplänen von Trainer Luis Enrique scheint Sanches allerdings keine Rolle zu spielen.
Der mögliche Weg nach Istanbul in die Süper Lig wäre keine Garantie auf Besserung. Die türkischen Klubs und Fans sind bekannt dafür, ihre Stars erst beinahe schon abgöttisch abzufeiern, um sie nach schwachen Leistungen vom Hof zu jagen.
Für einen gezeichneten jungen Mann, der auf der Suche nach sich selbst ist, wäre das ein hartes Pflaster. Aber eventuell könnte der Umweg über Istanbul auch die Rettung für Renato Sanches sein. Wenn er dort gesund bleibt und befreit aufspielen kann. Noch besteht die Chance, dass er der Fußballwelt seine unnachahmliche Wucht ein weiteres Mal in voller Pracht präsentiert.
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